VN Artikel: Senioren im Einsatz für Senioren

Dagmar Helbig erinnert an die Anfänge der Seniorenbörse Bregenz

 

Immer mehr Menschen sind im Alter allein auf sich gestellt. Der
Partner oder die Partnerin ist gestorben oder man hat sich getrennt. Der
Nachwuchs hat eigene Familie oder man hat keinen. Und nicht jeder
Mensch fortgeschrittenen Alters hat Lust auf Kegeln, Turnen oder
Volkshochschule. Das Resultat ist: Viele Senioren vereinsamen. 

Dabei gibt es in Vorarlberg gute Einrichtungen für ältere
Menschen, unter anderem insgesamt 19 Seniorenbörsen. Die Seniorenbörse
Bregenz wurde 2010 gegründet. In dieser als Verein geführten Einrichtung
stellen im Rahmen eines Vermittlungsdienstes für Hilfe und Freizeit
Senioren ihre Fähigkeiten, Fachkenntnisse und Zeit anderen Senioren zur
Verfügung. Zum Beispiel erhalten ältere Menschen im Bedarfsfall
Hilfsdienste, wie einkaufen, im Garten helfen, kleinere Reparaturen
durchführen, bei Abwesenheit aufs Haus schauen. Über den 2016 ins Leben
gerufene SouciusTransport- und Begleitdienst werden kranke und
pflegebedürftige Menschen bei ihren Arztbesuchen betreut. An die 30
Mitglieder sind als Lesepaten in den fünf Bregenzer Volksschulen im
Einsatz.

Dagmar
Helbig (71) ist Gründungsmitglied der Seniorenbörse Bregenz,
Vorstandsmitglied und seit 2018 Vizeobfrau. Als sie vor zehn Jahren in
Pension ging, war sie alleinstehend, Mutter eines erwachsenen Sohnes und
hatte mehr als drei Jahrzehnte intensive Arbeitsjahre als
Chefsekretärin hinter sich. „Ich wollte nach meiner Pensionierung
ehrenamtlich tätig sein“, erzählt Dagmar Helbig. Sie meldete sich beim
Lebensraum Bregenz, fragte dort, ob es für sie passende Möglichkeiten
gibt. Maria Köllemann, Ansprechperson für Bürgerschaftliches Engagement
beim Lebensraum, „war gerade dabei, die Seniorenbörse Bregenz ins Leben
zu rufen“, erzählt Dagmar Helbig. „Das interessierte mich. Da machte ich
mit.“ Anfangs bestand die Gruppe „aus vier oder fünf Personen aus
verschiedenen beruflichen Bereichen“, erinnert sich Dagmar Helbig. „Jede
von uns war bereit, sich zu engagieren, aber niemand wollte Obmann
sein. “Den Job bekam schlussendlich Gottfried Schröckenfuchs. „Er kam
damals als Letzter dazu.“ Der ehemalige Militärkommandant steht dem
Verein heute noch vor.

 

Enormer Zulauf

Dagmar
Helbig sei damals ziemlich skeptisch gewesen: „Ich habe mich gefragt,
ob eine Seniorenbörse in der Stadt funktionieren könne. Auf dem Dorf
geht das, weil jeder jeden kennt.“ Die Skepsis war bald verflogen.
„Schon im ersten Jahr hatten wir enormen Zulauf“, erinnert sie sich.
„Immer wieder meldeten sich neue Mitglieder an.“

Inzwischen
ist die Seniorenbörse Bregenz auf rund 700 Mitglieder angewachsen. Das
Kernteam besteht zurzeit aus sechs Männernund zwei Frauen, Dagmar Helbig
zählt dazu. Zu ihren Aufgaben zählenauch das Administrative und
die 

Personalstammverwaltung.
All diese freiwilligen Helfer haben im Jahr 2018 bis jetzt rund 6500
Stunden Dienst am Nächsten geleistet. „Um zu helfen oder Hilfe in
Anspruch zu nehmen, muss man Mitglied sein“, informiert Dagmar Helbig.
Der Mitgliedsbeitrag ist gering: zehn Euro pro Haushalt pro Jahr.
Finanziert wird die Seniorenbörse durch Förderung der Stadt Bregenz und
der Vorarlberger Gebietskrankenkasse,mit VKW-Sponsoring und den
Mitgliedsbeiträgen. Es werden keine Spendenaktionen durchgeführt.

Neumitglieder sind immer willkommen. „Wir bieten Hilfe an, sind auch sehr froh, wenn uns jemand Hilfe anbietet.“

Hat
eine politische Partei Einfluss auf die Seniorenbörse? „Nein“, stellt
Dagmar Helbig klar. „Wir sind unpolitisch. Darauf legen wir großen
Wert.“

 

(VN Ausgabe vom 23.09.2019) VN-HRJ 

 

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