Mit Rikschas Lebensfreude schenken

Sich in jedem Alter den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen.

BREGENZ In Vorarlberg bescheren ehrenamtliche
Rikschafahrer Rad-vergnügen ohne Altersbeschränkung. An sieben
Standorten vom Rheindelta über Dornbirn bis nach Bürs wird seit einiger
Zeit erfolgreich „Radeln ohne Alter“ angeboten. Dabei nehmen
Ehrenamtliche Menschen mit Beeinträchtigung oder betagte Pensionisten
mit auf eine rund zweieinhalbstündige Fahrradrikscha-Ausfahrt, bei der
sich bis zu zwei Gäste wieder einmal den Wind um die Ohren wehen lassen
können.

Bei den Rikscha-Ausfahrten steht der soziale Gedanke im
Mittelpunkt, die betagten Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sollen aus
ihrer Isolation herausgeholt und ihnen ein Stück Mobilität zurückgegeben
werden. Die Vermittlung der Fahrgäste findet über die ortsansässigen
Pflegeheime, die MOHI oder Familien statt.

Die Idee „Cycling without Age“ stammt aus dem
fahrradbegeisterten Dänemark und fand ab dem Jahr 2012 schnell den Weg
quer durch Europa bis nach Vorarlberg. „Wenn das Wetter schön ist,
geht’s bei uns los.“ Vereinsobmann Karl Baur (75) und Koordinator
Friedrich Fritzenwanger (72) treten beide selbst ordentlich in die
Pedale der drei Rikschas am Standort Sozialzentrum Mariahilf in Bregenz.

Für Abwechslung sorgen

„Wir sind in der glücklichen Lage, genügend Fahrer zu haben.
Derzeit haben wir 13 Freiwillige, die unsere Gäste in den Rikschas durch
den Raum Bregenz fahren. Die Route bestimmt zum Teil der jeweilige
„Gast“, erklärt Koordinator Fritzenwanger. Am Bregenzer Standort wurden
bereits weit über 5300 Kilometer mit den beiden Rikschas und der
Rollstuhlrikscha zurück-gelegt. „Wir fahren in einem Radius vom Lochauer
Kaiserstrand bis zum Harder Strandbad und von Kennelbach und Lauterach.
Möchte ein Gast auch mal Verwandte besuchen oder eine besondere Route
einschlagen, ist das auch möglich“, erklärt er und der
fahrradbegeisterte Karl Baur fügt mit einem Lächeln hinzu: „Was immer
gemacht wird, ist ein kleiner Einkehrschwung unterwegs zusammen mit
unseren Fahrgästen.“

Rund 850 Kilometer Radwege mit 450 Kilometern beschilderten
Routen gibt es in Vorarlberg und sollen laut dem Land mit geplanten 200
Kilometern Radschnellverbindungen ausgebaut werden. „Mit einer Ausfahrt
an die frische Luft, durch unsere schöne Natur und das einstmals
vertraute Umfeld können wir viel Abwechslung in einen oft eintönigen Tag
bringen“, weiß Baur von der großen positiven Wirkung der „kleinen
Ausfahrt“ an der frischen Luft.

Einmal mitgefahren, haben die Rikschafahrer regelmäßige „Stammgäste“, die eine Ausfahrt zu genießen wissen.

Jede Rischka ist mit Polstern und einem Erste-Hilfe-Set
ausgestattet. Die Rollstuhlrikscha ist mit einem Sonnenschirm und an
kalten Tagen mit einem Fußsack ausgestattet.

„Wir haben einen näheren Kontakt mit unseren Fahrgästen und es
findet ein reger Austausch mit allerlei Geschichten statt. Sie erzählen
uns von früher und von ihren Familien, was ab und an sehr amüsant ist“,
erzählt Karl Baur. „Unser Verein steht mit Rat und Tat auch über die
Landesgrenzen Vorarlbergs hinaus anderen Ehrenamtlichen für den Aufbau
dieser Radeln-ohne-Alter-Initiative zur Verfügung.

Wir pflegen zu Ehrenamtlichen bis nach Salzburg Kontakte“,
informiert der sportliche Fritzenwanger. „Alle Ausfahrten fanden ohne
Schwierigkeiten, mit viel Gemütlichkeit und noch mehr Humor statt.“ VN-BEM